im zirkus mit chèri

Ich bin Chèri.
Ich bin Meister der Kurzbeziehung,
ein Endorphin-Junkie mit Genugtuung.
Vom Two Night Stand bis zum Dreimonatsbestie –
ein kurzer Rausch an Hochgefühlen ist mir das Liebste.
Die Verhüllung meiner selbst ist mein Talent,
die Offenbarung der Gefühle übernimmt ein anderer.

Ich romantisiere und genieße die Rastlosigkeit,
denn sie verspricht mir viel Freiheit.
Es gibt keine gemeinsame Routine,
keine echte Perspektive.
Kann mir keine Beziehung leisten,
muss mich ständig beweisen.

Viele sind so glücklich und zufrieden,
haben jemanden an ihrer Seite,
an ihrer Stelle wäre ich gerne.
Aber dann sehe ich andere Paare
und bin froh, dass ich es nicht kenne.
Dass ich niemanden habe, dem ich mich erkläre,
niemanden, der meine Sprache nicht versteht.
Niemanden, mit dem ich verhandle,
niemanden, der meine Leiden nicht sieht.
Wirklich, ich möchte nichts Perfektes, dafür etwas Echtes.

Ich bin Chèri, eine lebende Vinyl.
Man spielt mich ab, wenn einem danach ist,
wenn einem dieses eine fehlt: nämlich das Gefühl.
Ich reich mich gern herum, gewinne an Bekanntheit.
Mit jedem Handgriff werde ich beliebter,
jedes Aufsetzen sticht etwas tiefer.
Die Hülle dient längst nicht mehr dem Schutz,
sondern wird zur Besonderheit,
irgendwie vintage.
Ich liege oft zwischen vergammelten Platten
und altbekannten Sachen.
Wenn mal wieder jemand durch die Gänge streift,
hoffe ich, dass mich jemand aufgreift.